Veröffentlicht am: 18.01.2020 um 14:14 Uhr:

Auto und Verkehr: "Weg da, jetzt komm ich..."

Diese egoistische Einstellung scheint sich im Straßenverkehr immer mehr zu verbreiten - nciht nur bei Autofahrern, sondern auch bei Radlern

» Sonntagnachmittag, entspannter Verkehr auf der Autobahn - und eine Schrecksekunde später höchste Unfallgefahr. Ich war mit lockeren 120 km/h auf der Heimfahrt, als sich auf der Einbiegespur ein Auto ähnlich schnell näherte. Im Rückspiegel sah ich auf der Überholspur zwei Fahrzeuge sehr flott und dicht hintereinander heranbrausen. Also konnte ich dem Einbiegenden keinen Platz machen, dachte aber, der wird dann wohl hinter mir einscheren. Von wegen: Stattdessen gab er auf dem Beschleunigungsstreifen Gas, schob sich direkt vor meine Nase und zog, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, ganz nach links rüber. Wilde Bremsmanöver der beiden Superschnellen und bei mir konnten das Schlimmste gerade so verhindern. Der Spurwechsel-Rowdy fuhr völlig ungerührt weiter.
Leider sind solche Situationen heute an der Tagesordnung - nicht nur auf Autobahnen, sondern auch und besonders auf dreispurigen Stadtringen, wo es in Stoßzeiten erst recht eng zugeht. Nur um vermeintlich schneller voranzukommen, fahren manche Leute extrem riskante Manöver, schneiden hemmungslos andere Autofahrer oder bremsen sie aus. Und das, obwohl wissenschaftlich erwiesen ist, dass man selbst auf längeren Strecken mit solchem verantwortungslosen Hin und Her höchstens einzelne Sekunden einspart.
Die Folgen sind vielmehr absoluter Stress für alle Autofahrer, speziell im Berufsverkehr. Und dazu Unfälle an allen Ecken und Enden, bei denen sich jeder fragt, warum es hier überhaupt krachen konnte. Außer, es war mal wieder ein rücksichtsloser Vordrängler unterwegs.
Auch bei Radfahrern gibt es in meinen Augen eine neue "Qualität" von Rücksichtslosigkeit und Egoismus. Dass Radler aller Altersstufen und jeden Geschlechts bevorzugt auf Gehwegen unterwegs sind, zum Teil auch in höchst rasantem Tempo, wunder ja kaum noch. Dass manche dabei gern freihändig fahren, um in aller Ruhe ihr Handy bedienen zu können, ebenso wenig. Nur wenn diese Pedalritter generell davon ausgehen, dass ich als Fußgänger auf dem Gehweg hurtig zur Seite springe oder mich an eine Hauswand drücke, um ihnen Platz zu machen - selbst wenn sie fast lautlos von hinten heranrasen -, dann geht das entschieden zu weit. Obwohl ich ein friedfertiger Mensch bin, war ich schon öfter versucht, mich solchen Rüpeln bewusst in den Weg zu stellen. Bisher haben aber immer meine Vernunft und die Sorge um meine Knochen gesiegt.
Was mir jedoch richtig Angst macht, sind Radler wie die junge Frau, die mir kürzlich mit ihrer kleinen Tochter im Kindersitz direkt hinter ihrem Sattel im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg fuhr. Ich war mit dem Auto zum Einkaufen unterwegs auf einer Vorfahrtstraße. Es herrschte kaum Verkehr. Plötzlich schoss die Frau von rechts aus einem Fußweg zwischen vierstöckigen Häusern quer über die Fahrbahn. Ich trat voll in die Eisen, die Frau guckte noch mal lässig über die Schulter und war weg. Ich hatte sie vorher tatsächlich nicht sehen können, aber mir blieb fast das Herz stehen bei dem Gedanken, was hätte passieren können.
Bisher ist mir solch selbstmörderisches Verhalten vor allem bei männlichen Radlern aufgefallen, weshalb ich in unserem Stadtteil mit Park- und Grünflächen zwischen den Wohnanlagen immer besonders aufpasse. Aber dass eine junge Mutter ihr Kind gefährdet, hatte ich noch nie erlebt. Und möchte es auch nie wieder! «


Quelle: Elisabeth Schneider, stellvertretende Chefredakteurin in der ADAC motorwelt 10/2018

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