Veröffentlicht am: 23.07.2022 um 02:03 Uhr:

Bundesregierung: Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier beim Besuch der US-Streitkräfte am Standort Grafenwöhr

Nachfolgende Rede hielt Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier beim Besuch der US-Streitkräfte am Standort Grafenwöhr am 13. Juli 2022 in Grafenwöhr:

» Exzellenz,
Frau Botschafterin Gutmann,
sehr geehrter General Williams,
liebe Soldatinnen und Soldaten des 1st Armored Brigade Combat Team,

als Präsident dieses Landes stehe ich heute vor Ihnen mit einer einfachen und klaren Botschaft: Danke! Danke für den Dienst, den Sie leisten, und die Opfer, die Sie bringen. Was Sie, was jeder Einzelne von Ihnen hier leistet, ist von existenzieller Bedeutung für die Sicherheit meines Landes, meiner Landsleute, unseres Kontinents und unseres Bündnisses.

Frieden und Sicherheit – vielleicht haben wir das allzu lange als selbstverständlich angesehen. Dieses Land, Deutschland, ist nun seit mehr als 30 Jahren wiedervereinigt, wirtschaftlich erfolgreich, umgeben von Freunden, vernetzt mit Partnern auf der ganzen Welt und eingebunden in starke Bündnisse, in Nato und Europäische Union. Doch jetzt ist der Krieg auf den europäischen Kontinent zurückgekehrt. Russlands brutale und rechtswidrige Invasion der Ukraine hat die europäische Sicherheitsordnung zertrümmert. Sie hat furchtbares Leid über die Ukraine und die ukrainische Bevölkerung gebracht. Tausende sind ums Leben gekommen, Millionen mussten ihre Heimat verlassen. Deshalb unterstützen wir die Ukraine – und deshalb wissen wir: Es hat einen Grund, warum die Nato hier ist. Es hat einen Grund, warum Sie hier sind!

Und das ist nicht erst jetzt, nicht erst seit Februar der Fall. Nein, seit Jahrzehnten sind US-Truppen hier in Europa im Einsatz. Ihre Großväter und Urgroßväter haben dafür gekämpft, unseren Kontinent vom nationalsozialistischen Terrorregime zu befreien. Ihre Eltern und Großeltern haben nach dem Zweiten Weltkrieg unseren Weg hin zu einem demokratischen Neuanfang gesichert. Generationen mutiger Amerikaner waren in Deutschland stationiert. Sie haben uns als ihr Gastland kennen und schätzen gelernt. Und wer weiß, vielleicht sind einige von ihnen auch auf den Geschmack von Bier und Bratwurst gekommen.

Wir als Deutsche schulden all diesen Menschen unseren Dank – allen, die gemeinsam mit Ihnen hier in Deutschland und überall in Europa ihren Dienst tun, und allen, die vor Ihnen hier waren. Ich möchte den Hunderttausenden Veteranen, die in meinem Land gedient haben, und ihren Familien in Amerika meine herzlichen Grüße und meinen Dank aussprechen.

Meine zweite Botschaft an Sie: Wir stehen zusammen in dieser schwierigen Zeit! Unser transatlantisches Bündnis ist stark! Wir sind geeint und entschlossen, Freiheit, Demokratie und Völkerrecht zu verteidigen. Wir sind in unserer Unterstützung für die Ukraine geeint – politisch und finanziell, durch humanitäre und militärische Unterstützung. Unsere Geschlossenheit und unsere Entschlossenheit waren nie so wichtig wie im Angesicht der russischen Aggression. Und Geschlossenheit und Entschlossenheit sind genau das, was wir in diesen Wochen nach der Invasion unter Beweis stellen: in der Nato, in der Europäischen Union und den G7.

Meine dritte Botschaft lautet: Deutschland wird alles daransetzen, diese Geschlossenheit zu erhalten. So, wie wir uns auf Sie verlassen, ist auch auf uns Verlass! Wir stehen zu unseren Bündnisverpflichtungen, und wir wissen, dass wir mehr tun müssen! Wir werden mehr investieren, mehr Truppen an der Nato-Ostflanke bereitstellen und die deutsche Bundeswehr umfassend modernisieren. Gemeinsam mit Ihnen und allen unseren Partnern sind wir bereit, jeden Quadratzentimeter des Nato-Territoriums zu verteidigen.

Liebe Soldatinnen und Soldaten, ich möchte Ihnen erneut danken für alles, was Sie mit uns und für uns leisten! Und bitte richten Sie meine herzlichsten Grüße auch Ihren Lieben in der Heimat aus, Ihren Männern und Frauen, Ihren Kindern und Eltern. Ich weiß, dass nicht nur Sie, sondern auch Ihre Angehörigen Opfer bringen – auch ihnen gilt unser inniger Dank. «


Quelle: Bulletin 94-1 des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 18. Juli 2022

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