Veröffentlicht am: 06.04.2023 um 13:10 Uhr:

Bundesregierung: Rede der Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser, zum 15. Sportbericht der Bundesregierung

Zum 15. Sportbericht der Bundesregierung hat die Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser, am 30. März 2023 vor dem Deutschen Bundestag in Berlin folgende Rede gehalten...

» Frau Präsidentin!
Sehr geehrte Abgeordnete!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Auch ich gratuliere der Abgeordneten Damerow ganz herzlich zu ihrem 65. Geburtstag! Das ist wirklich ein sehr besonderer Tag.

Der 15. Sportbericht der Bundesregierung ist ein guter Anlass, um über all die Maßnahmen zu reden, mit denen wir die Bevölkerung in Bewegung bringen wollen – und das nicht trotz der allgegenwärtigen Krisen, sondern gerade deshalb. Denn diese Krisen wirken sich auch auf den Sport aus, und zwar gravierend. Viele Menschen haben sich zum Beispiel während der Pandemie von ihren Sportangeboten abgemeldet. Gerade Kinder haben sich in dieser Zeit viel zu wenig bewegt. Wie wir die Menschen jetzt wieder aktivieren können, damit beschäftigen wir uns als Bundesregierung sehr intensiv. Der Bewegungsgipfel im Dezember 2022 war dafür ein guter Start. Und all das zeigt: Die Ampel bringt Deutschland in Bewegung.

Besonders für die Sportvereine waren die Auswirkungen der Pandemie beträchtlich: Sie haben Mitglieder und Einnahmen verloren, auch Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Trainerinnen und Trainer fehlten an vielen Orten. Gleichzeitig hatten die Vereine höhere Aufwendungen durch den Infektionsschutz. Das Vereinsleben in Deutschland war durch die Pandemie massiv bedroht. Deshalb hat das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gemeinsam mit dem Deutschen Olympische Sportbund (DOSB) mit insgesamt 25 Millionen Euro das Programm „ReStart – Sport bewegt Deutschland“ aufgelegt. Damit wollen wir vor allen Dingen das wertvolle Ehrenamt stärken. Ich bin den Haushaltspolitikerinnen und Haushaltspolitikern der Ampelkoalition ausgesprochen dankbar für dieses Programm.

Das Programm umfasst drei Bausteine.

Erstens: Wir wollen das sportliche Ehrenamt stärken, unter anderem, indem wir die Ausbildung von Übungsleiterinnen, Schiedsrichterinnen, Vereinsmanagern und Trainern fördern. 3,6 Millionen Euro wurden in der ersten Antragsrunde bewilligt. In diesen Tagen endet die zweite Antragsrunde, für die weitere 1,4 Millionen Euro vorgesehen sind.

Zweitens: Wir wollen mit Vereinsgutscheinen wieder mehr Menschen für den Sport im Verein begeistern. Über 130.000 Schecks wurden bereits abgerufen.

Und drittens machen wir sportliche Einstiegsangebote für ein ganz breites Publikum; denn Sportvereine sind der Kitt in unserer Gesellschaft und unverzichtbar für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Sportvereine leisten einen großartigen Integrationsbeitrag, zum Beispiel, indem sie Geflüchteten aus der Ukraine und aus anderen Ländern Angebote machen und sie damit in die Gemeinschaft aufnehmen und integrieren.

Der schreckliche Angriffskrieg Russlands hat auch den ukrainischen Spitzensport mit voller Härte getroffen. Deutschland zeigt sich solidarisch, und zwar gerade mit Blick auf die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 in Paris. Besonders wichtig ist, dass sich die Athletinnen und Athleten aus der Ukraine gut auf internationale Wettkämpfe vorbereiten können. Ich habe deshalb entschieden, dass das BMI zusätzliche Ausgaben von ukrainischen Spitzenathletinnen und Spitzenathleten übernimmt, zum Beispiel für gemeinsame Trainingsmaßnahmen und die Betreuung an unseren Olympiastützpunkten.

Aber ich sage auch: Solidarität mit der Ukraine brauchen wir auf allen Ebenen. Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), russische und belarussische Sportler bei internationalen Wettbewerben wieder zuzulassen, ist ein Schlag ins Gesicht aller ukrainischen Sportlerinnen und Sportler. Der internationale Sport muss den Angriffskrieg Putins ebenso verurteilen, wie wir es auch auf der politischen Ebene tun. Und das geht eben nur mit einem kompletten Ausschluss russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten. Es gibt jetzt überhaupt keinen Grund für eine Rückkehr Russlands in den Weltsport. Und ich will es noch einmal sagen: Internationale Wettkämpfe finden nicht im luftleeren Raum statt. Wer den Kriegstreiber Russland Sportveranstaltungen für seine Propaganda nutzen lässt, der schadet der olympischen Idee von Frieden und Völkerverständigung.

Ich glaube, ich muss hier nicht ausführen, was es für die ukrainischen Sportlerinnen und Sportler bedeutet, denjenigen gegenüberzustehen, die möglicherweise Familienmitglieder umgebracht, gequält, vergewaltigt haben. Das ist nicht zumutbar.

Das Thema „Integrität im Sport“ ist für mich in jeglicher Hinsicht von ganz besonderer Bedeutung. Deshalb sage ich in aller Deutlichkeit: Sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch, Rassismus, Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung haben im Sport keinen Platz.

Mit der neuen Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt im Sport, aus der schon in diesem Sommer das Zentrum für Safe Sport wird, schaffen wir endlich Strukturen für einen sicheren und gewaltfreien Sport in Deutschland. Es geht um Prävention, Intervention und Aufarbeitung; denn Sport muss zu jeder Zeit für alle Beteiligten ein sicheres Umfeld bieten. Und auch da bin ich den Abgeordneten für ihre Unterstützung sehr dankbar.

Sie sehen: Wir haben viel zu tun, und wir haben viel vor. Das Wichtigste ist: Sport begeistert und fesselt uns, und er bringt Menschen miteinander ins Gespräch. Diese Freude am Sport ist untrennbar verbunden mit spannenden Wettkämpfen bei Sportgroßveranstaltungen.

Worauf wir uns in diesem Jahr gemeinsam freuen sollten – darauf möchte ich gern hinweisen –, sind die Special Olympics World Games hier in Berlin. Neben dem Austragungsort Berlin werden noch ganz viele Städte in der ganzen Bundesrepublik Host Towns sein, in denen die Teams zu Gast sein werden. Dafür möchte ich Sie gern begeistern. Machen Sie mit! Teilen Sie diese Freude! Kommen Sie zu den Wettbewerben und feuern Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an!

Ich schaue mit großer Vorfreude auch auf die im nächsten Jahr in unserem Land stattfindende Fußballeuropameisterschaft der Herren. Das werden zwei spannende Sportsommer bei uns in Deutschland.

Dabei wollen wir auch international Standards setzen, gerade in puncto Menschenrechte und Nachhaltigkeit. Wenn wir in andere Länder der Welt schauen, in denen Sportgroßveranstaltungen ausgerichtet werden, müssen wir vor allen Dingen natürlich die menschenrechtliche Lage vor Ort im Auge haben. Das muss bereits bei der Vergabe der Großsportereignisse erfolgen und nicht erst im Nachgang. Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Wir werden es schaffen, in unserem Land auch wieder Sportgroßveranstaltungen wie Olympische Spiele auszurichten.

Sport und Bewegung betreffen uns alle. Sport ist ein wichtiger Bestandteil ganzheitlicher Bildung. Sport sorgt dafür, dass wir unseren Alltag mit Freude gestalten und etwas für unsere Gesundheit tun. Ich bedanke mich ganz herzlich für die Unterstützung in diesem Bereich, die in der Tat überparteilich geprägt ist. Dafür darf ich mich ganz herzlich bei Ihnen allen bedanken. «


Quelle: Bulletin 37-1 des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 31. März 2023

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