Veröffentlicht am: 28.09.2023 um 15:30 Uhr:

Bundesregierung: Rede der Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser, zum Haushaltsgesetz 2024

Zum Haushaltsgesetz 2024 hat die Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser, vor dem Deutschen Bundestag am 7. September 2023 in Berlin nachfolgende Rede gehalten...

» Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Damen und Herren Abgeordnete!

Wir fangen mal mit nüchternen Zahlen an, aber ich kann versprechen: Es wird noch sehr konkret und sicherlich auch lebendig.

Der Haushaltsentwurf 2024 sieht für den Einzelplan des Bundesinnenministeriums (BMI) insgesamt rund 12,9 Milliarden Euro vor. Damit halten wir das Volumen im Vergleich zum aktuellen Etat – es sind 13,1 Milliarden Euro – praktisch konstant – und das trotz der angespannten Haushaltslage. Das bedeutet vor allen Dingen eines: Die Sicherheit und der Zusammenhalt unseres Landes bleiben gesichert, auch in Zeiten knapper Mittel.

Unsere innere Sicherheit hat für mich als Bundesinnenministerin höchste Priorität, in schwierigen Zeiten wie diesen umso mehr. Denn für Sicherheit zu sorgen, ist das Grundversprechen des Staates, und zwar für alle, unabhängig davon, wo jemand wohnt, wie viel Geld er hat, wo er geboren ist oder wen er liebt. Sicherheit ist aus meiner Sicht eine Gerechtigkeitsfrage.

Deshalb entfällt auch mehr als die Hälfte des BMI-Budgets auf den Sicherheitsbereich. Der Einzelplan sieht allein dafür einen Ansatz von rund 6,5 Milliarden Euro vor. Etwa zwei Drittel davon setzen wir für die Bundespolizei ein, rund 4,3 Milliarden Euro. Die Mittel für die Bundespolizei liegen damit sogar über dem Ansatz für das laufende Jahr. Wir stärken sie außerdem mit 1.000 zusätzlichen Stellen, und das ist auch gut so.

Unsere Sicherheitsbehörden sind damit gut aufgestellt, jetzt und in Zukunft. Sie schützen unsere Bürgerinnen und Bürger vor Kriminalität und Gewalt. Sie schützen unseren Staat und unsere Demokratie vor Extremismus. Ihnen gebührt mein Respekt, unser aller Respekt, und ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von der Bundespolizei, vom Bundeskriminalamt, vom Verfassungsschutz für ihre alltägliche Arbeit. Sie leisten Großartiges für die Sicherheit in unserem Land.

Die aktuelle Flüchtlingssituation beschäftigt uns auf allen staatlichen Ebenen. Wir wollen Schutzbedürftigen helfen. Wir wollen die Integration der Menschen unterstützen, die in unser Land kommen. Dafür stehen dem BMI im nächsten Jahr rund zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Das sind über 15 Prozent des Gesamthaushaltes des BMI, und das ist zu 100 Prozent eine sinnvolle Investition in die Zukunft unserer modernen Einwanderungsgesellschaft. Denn das ist Deutschland. Und das ist auch gut so!

Besonders die Integrationsmaßnahmen stärken wir weiter. Wir fördern damit unser Miteinander in Deutschland. Und wir setzen ein klares Zeichen: Diese Bundesregierung biedert sich nicht bei populistischen Hasspredigern an. Diese Bundesregierung investiert in Vielfalt, Zusammenhalt und in die Zukunft.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat uns bitter bewusst gemacht, dass wir einen leistungsfähigen Bevölkerungsschutz brauchen. Dafür sind im Regierungsentwurf rund 550 Millionen Euro veranschlagt: für das Technische Hilfswerk (THW), insbesondere die THW-Ortsverbände, für das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, für das Sirenenförderprogramm, das wir auf jeden Fall fortführen wollen.

Außerdem investieren wir weiter in das Projekt „Labor Betreuung 5000“. In seinen mobilen Modulen können wir in Notlagen bis zu 5.000 Menschen unterbringen. Wir wappnen uns damit stärker gegen Krisen und Klimafolgen und machen unser Land widerstandsfähiger, übrigens auch, wenn es um die Widerstandsfähigkeit im Cyberraum geht.

An dieser Stelle ein Wort an Sie, werte Damen und Herren der Opposition: Ja, es stimmt leider: In diesem Haushalt geht es viel ums Sparen. Was wir uns aber vor allen Dingen sparen sollten, ist Theaterdonner. Ich verstehe ja, dass Sie in den kommenden Wochen alles tun werden, um mich mit Dreck zu bewerfen. Ich kann Ihnen aber sagen, liebe Union: Ich mache meine Arbeit, und anders als Ihnen, meine Damen und Herren von der Union, ist mir die Cybersicherheit in diesem Land wichtig. Denn ich habe das BSI angesichts der aktuellen Bedrohung gestärkt, und das werde ich auch weiter tun. Dafür war eine Neuaufstellung an der Spitze notwendig. Jetzt steht eine international hervorragend renommierte IT-Sicherheitsexpertin an der Spitze des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, und Herr Schönbohm ist seit Beginn dieses Jahres schon Präsident der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung. Er hat selbst ein Disziplinarverfahren gegen sich beantragt. Diese Prüfung meines Ministeriums war gründlich, und das musste sie auch sein. Und um auch das jetzt ohne jeden Zweifel klar zu sagen: Dabei sind keine nachrichtendienstlichen Maßnahmen gegen Herrn Schönbohm eingesetzt worden. Diese Behauptung ist völliger Unsinn. Das wissen Sie auch ganz genau, weil diese und andere Fragen mehrfach schon beantwortet wurden. Trotzdem behaupten Sie öffentlich das Gegenteil. Daher: Bleiben Sie bei den Fakten, und überlassen Sie es doch der CDU in Hessen, Wahlkampf zu führen. Das müssen Sie nicht machen.

Diese Debatte gibt mir die Möglichkeit, noch etwas anderes klarzustellen: In den vergangenen Monaten war viel von den wichtigen Digitalisierungsprojekten des BMI die Rede. Auch dafür haben wir im Haushaltsentwurf 2024 Vorsorge getroffen – mit 681 Millionen Euro für Digitalisierungsmaßnahmen. Zusätzlich stehen zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes aus den Vorjahren noch erhebliche Konjunkturmittel zur Verfügung. Diese Gelder werden wir 2024 klug einsetzen, um die Digitalisierung unseres Landes weiter voranzutreiben, weil wir eine moderne, bürgernahe und leistungsfähige Verwaltung wollen – für ein modernes und leistungsfähiges Land und seine Menschen; wir wollen ihnen das Leben leichter machen.

Für die Bereiche Heimat und Sport ist im Haushaltsentwurf ein Budget von 640 Millionen Euro eingeplant, davon allein 280 Millionen Euro für den Sport: für die Fußballeuropameisterschaft im kommenden Jahr, auf die wir uns, glaube ich, alle freuen, für die Spitzensportförderung, für den Kampf gegen Doping und für das Präventionsprogramm gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit im Sport. Ich füge die Ansprechstelle „Safe Sport“ hinzu. Das ist ein wichtiger und guter Schritt.

Darüber hinaus investieren wir direkt in den gesellschaftlichen Zusammenhalt: in die Zivilgesellschaft, in das Ehrenamt. All diese Mittel sind wichtig: für demokratische Teilhabe, gegen Extremismus. Sie sind überlebenswichtig für unsere Demokratie, gerade dieser Tage, genauso wichtig wie das Geld, das wir in die politische Bildung investieren. Sie liegt mir besonders am Herzen, weil sie Bürgerinnen und Bürger motiviert, sich zu engagieren, weil sie hilft, Falschinformationen zu erkennen und Propaganda zu durchschauen, weil sie ein scharfes Schwert ist im Kampf gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus.

Deshalb die letzte Klarstellung: Zunächst einmal liegt der Haushaltsansatz der Bundeszentrale für politische Bildung bereits im Entwurf zwei Millionen Euro höher als im Finanzplan. Von Kürzungen kann also an dieser Stelle keine Rede sein. Außerdem haben wir sichergestellt, dass alle zusätzlichen Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie weitergehen können, indem wir verantwortungsvoll umgeschichtet haben, indem wir Ausgabenreste klug nutzen. Bei den Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie, gegen Rechtsextremismus, Desinformation und Verschwörungsdenken gibt es keinerlei Abstriche!

Dieser Regierungsentwurf erlaubt es uns, mit voller Kraft voranzutreiben, was die Innenpolitik dieser Bundesregierung ausmacht: Sicherheit und Teilhabe für alle, einen leistungsfähigen, aber auch bürgernahen Staat und eine lebendige und vor allen Dingen wehrhafte Demokratie.

Mein Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit geht an alle Berichterstatter im Haushaltsausschuss, besonders aber an Jamila Schäfer, an Dr. Thorsten Lieb und natürlich an Martin Gerster. Aber ich darf mich auch bei Herrn Dr. Berghegger, Frau Bünger und Herrn Dr. Hahn herzlich für das wirklich faire Verhalten bedanken.

Für den Haushalt des BMI würde ich mich sehr freuen, wenn Sie ihn an dieser Stelle unterstützen würden.

Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit mit den Parlamentariern. «


Quelle: Bulletin 91-4 des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 8. September 2023

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