Veröffentlicht am: 05.11.2023 um 07:34 Uhr:

Bundesregierung: Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier bei der Abschlusszeremonie der Invictus Games 2023

Bei der Abschlusszeremonie der Invictus Games 2023 hat Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier am 16. September 2023 in Düsseldorf folgende Rede gehalten...

» Was für eine besondere Stimmung – und welch besonderer Moment, den ich hier gemeinsam mit Ihnen erleben darf! Wer die Invictus Games noch nicht kennt, der kann sich das Gefühl, welches jeden beim Betreten dieser Arena sofort umfängt, vielleicht nicht vorstellen: Man kommt nicht einfach zu einer Sportveranstaltung mit spannenden Wettkämpfen, internationalen Teams und dem ein oder anderen Herzschlagfinale. Was einen hier in dieser Halle vom ersten Moment an erfüllt, das ist noch etwas anderes: Es ist ein enorm starkes Gefühl der Gemeinschaft und der Solidarität.

Und es ist die Gemeinschaft derer, die sich nicht haben bezwingen lassen. Nicht vom Tod, nicht von ihrer schweren Verwundung an Körper oder Seele. Nicht vom Schmerz, von der Trauer, von der wiederkehrenden Erinnerung an furchtbare Verlusterfahrungen. Ihre Kraft, an jedem einzelnen Tag immer weiterzumachen, hat Sie hier zusammengebracht. Sie alle hier geben nicht auf. Und damit geben Sie uns allen ein Beispiel!

Acht Tage lang haben Sie hier – 500 Soldatinnen und Soldaten und erstmals auch Polizistinnen und Polizisten, aus mehr als 20 Ländern – miteinander um Zeiten, Weiten und Medaillen konkurriert. Sie haben einander im Wettkampf nichts geschenkt. Acht Tage lang haben Sie sich aber auch miteinander ausgetauscht, haben zusammen gefeiert und gemeinsam mit Ihren Familien neue Freundschaften geschlossen. Und acht Tage lang waren hier Menschen zusammen, die sehr genau verstehen und nachempfinden, welche Geschichten ihr Gegenüber erzählt.

Denn das ist der Grund für diese Spiele: Jede und jeder Einzelne von Ihnen hat eine Geschichte zu erzählen, die sehr viel mehr Menschen hören sollten. Die Invictus Games rücken Menschen in Uniform, die nicht nur ihren Dienst leisten, sondern dabei auch täglich Leib und Leben riskieren, in den Mittelpunkt.

Vor dieser Abschlussfeier heute Abend konnte ich mit Maik Mutschke sprechen, der als Fallschirmjäger in Afghanistan bei der Rettung von Kameraden schwer verwundet wurde und sich seit Jahren intensiv für die Anerkennung im Dienst verletzter Soldaten einsetzt. „Wir können Deutschland zeigen, was Soldaten in Einsätzen passieren kann“, sagte er einmal, „und was die Folgen sein können.“ Darüber werde zu wenig gesprochen, meint er. Und ich denke, damit hat er absolut recht.

Auch Sandra Winkler, die 2017 als Streifenpolizistin in Viersen einen Unfall mit einem betrunkenen Lastwagenfahrer nur knapp überlebt hat und eine Kollegin verlor, hat so recht, wenn sie sagt: „Es muss keiner einen Kniefall vor mir machen. Aber ich bin für mein Land fast gestorben, und manchmal habe ich das Gefühl, das wird gern vergessen. Wir sollten das nicht vergessen!

Beide haben ihrem Land gedient und dienen ihm noch, wie Sie alle hier. Und beide zahlen an jedem einzelnen Tag ihres Lebens einen sehr hohen persönlichen Preis dafür, dass sie unser aller Freiheit und die Werte unserer liberalen Demokratie verteidigten.

Was wehrhaft zu sein im Ernstfall bedeutet, das haben sehr viele Menschen begriffen, seit vor 570 Tagen der Ernstfall in Europa – leider – eingetreten ist. Weil Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine überfallen hat, werden auch in diesen Stunden und Minuten, in denen wir hier zusammenkommen, auf dem Schlachtfeld Soldaten bei der Verteidigung ihres Heimatlandes verwundet oder getötet. Unendlich viele Menschen werden auch aus diesem Krieg versehrt und für ihr Leben gezeichnet zurückkommen.

An das Team der Ukraine, das nun schon zum zweiten Mal bei den Invictus Games angetreten ist und nun zurückreisen muss zur Verteidigung seines Landes gegen den russischen Aggressor, sage ich: Sie haben meinen tiefen Respekt und unser aller Unterstützung. Mögen Sie aus diesen Tagen hier viel Kraft schöpfen!

Dieser völkerrechtswidrige Krieg, er könnte heute vorbei sein, wenn Wladimir Putin seine Truppen von fremdem Boden zurückziehen und damit Tod und Zerstörung ein Ende machen würde. Gemeinsam stehen wir an der Seite der Ukraine. Wir unterstützen die Ukrainerinnen und Ukrainer in ihrem heldenhaften Kampf, damit Putins Russland diesen Krieg nicht gewinnt. Und gemeinsam mit der Ukraine hoffen wir auf den Tag, an dem dieser Krieg endet, damit das Sterben und Leiden und das Unrecht ein Ende haben.

Wir alle hier, liebes Team der Ukraine, fühlen mit Ihnen und wünschen Ihnen, dass Sie etwas von der besonderen Stärke dieser Gemeinschaft der Unbezwungenen mitnehmen können. Danke, dass Sie heute Abend hier bei uns sind!

Ich bin dem Herzog von Sussex dankbar dafür, dass er als jemand, der selbst gekämpft hat, vor neun Jahren die Invictus Games ins Leben gerufen hat. Danke dafür! Ich bin unserer Bundeswehr und der Stadt Düsseldorf dankbar dafür, dass in diesem Jahr die Invictus Games erstmals in Deutschland stattfinden konnten. Und ganz besonders danke ich den vielen, vielen Freiwilligen, die diese Invictus Games mit ihrem enormen Einsatz erst möglich gemacht haben. Danke, liebe Freiwillige!

Mein großer Respekt und Dank gilt auch den Freunden und Familien der Teilnehmer – sie haben ihre Angehörigen auf dem langen schweren Weg der Gesundung und Heilung begleitet und damit gezeigt, wie entscheidend Zusammenhalt ist. Danke für Ihren Mut, ihre Unterstützung, Ihr Engagement, Ihre menschliche Wärme und Ihre Solidarität!

Zum Schluss aber, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, danke ich vor allem Ihnen von Herzen. Dafür, dass Sie nicht aufgeben, und dafür, dass Sie uns allen ein Beispiel geben. Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Respekt vor Ihrem Einsatz für Ihr Land und Ihre Landsleute auch nach dem Ende dieser acht Tage mitten in unserer Gesellschaft weiterlebt und wächst. Ich danke Ihnen sehr! Danke an Sie alle! «


Quelle: Bulletin 95-3 des x vom 22. September 2023

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