Veröffentlicht am: 25.11.2023 um 16:50 Uhr:

Bundesregierung: Grußwort von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier zum Bundesforum des Projektes „Jugend entscheidet“ der Hertie-Stiftung

Als Videobotschaft hat Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier folgendes Grußwort zum Bundesforum des Projektes „Jugend entscheidet“ der Hertie-Stiftung am 27. September 2023 gesandt...

» Was bringt Jugendliche eigentlich dazu, sich politisch zu engagieren? Ich kann keine allgemeingültige Antwort geben, aber ich kann Ihnen meine persönliche Geschichte erzählen:

Ich bin in meinem kleinen Dorf im Lipperland aufgewachsen. 900 Einwohner, eine Kirche, eine Schule, eine Kneipe. Treffpunkt der dörflichen Jugend war das Wartehäuschen an der Bushaltestelle. Wie fast überall, war uns das zu wenig. Die Forderung nach Räumen zur Begegnung gab es schon länger. Als die Grundschule im Ort auch noch abgerissen werden sollte, war Zeit zum Handeln. Ein paar von uns fassten Mut, sind zum Bürgermeister marschiert und haben ihn überzeugt, dass wir einen eigenen Raum brauchen. Schon vor vielen Jahren ist ein eingetragener Verein daraus geworden, und noch heute treffen sich die jungen Leute aus meinem kleinen Dorf im Jugendraum der ehemaligen Schule.

Ich habe frühzeitig erfahren, das will ich sagen, dass man etwas bewirken kann, wenn man seine Stimme erhebt und sich für seine Interessen einsetzt. „Selbstwirksamkeit“, so würden das die Soziologen wohl nennen. Seither haben mich die Begeisterung für Politik und die Möglichkeiten des Mitmachens, die unsere Demokratie bietet, nicht mehr losgelassen.

Selbst etwas zu bewegen und zu gestalten, das kann eine starke Motivation sein, sich demokratisch zu engagieren. „Jugend entscheidet“ ist daher ein ganz wichtiges Projekt der Hertie-Stiftung, denn es hilft Kommunen dabei, jungen Menschen die Erfahrung mitzugeben, was sie bewegen können.

Eigene Ideen zu formulieren und für ihre Umsetzung zu kämpfen, das stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Eine solche Beteiligung ist immer auch ein Lernprozess, für die jungen Leute genauso wie für die Verwaltungen und Kommunalpolitiker. Dazu gehört ein respektvoller Umgang miteinander, ein reger Gedankenaustausch und, das ist besonders wichtig, die Bereitschaft zu Kompromissen.

Auf diese Weise lernen junge Menschen nicht nur ganz praktisch etwas über die Demokratie und ihre Entscheidungsprozesse, sondern sie können Themen ansprechen, die ihnen vor Ort wichtig sind.

Ich danke allen Städten und Gemeinden, die bei diesem Projekt mitmachen. Sie geben den Jugendlichen die Chance, sich Gehör zu verschaffen und mit ihren Themen ernst genommen zu werden. Das trägt zum Vertrauen in die Politik bei, fördert die gegenseitige Akzeptanz und das Verständnis für die jeweiligen Anliegen. Ich finde: Das ist eine großartige Werbung für die Demokratie. Und allen jungen Leuten kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Macht mit, bringt euch ein! Demokratie lohnt sich, denn ihr könnt eine Menge erreichen – für euch selbst, für eure Mitmenschen und auch für unser Land. «


Quelle: Bulletin 106-1 des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 4. Oktober 2023

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