Veröffentlicht am: 29.03.2024 um 12:39 Uhr:
Köln: GANZ KÖLN IN EINEM MUSEUM: Das neue Kölnische Stadtmuseum
» Den Kern des neuen Hauses bildet die komplett neu konzipierte Dauerausstellung. Sie vereint unterschiedliche einzigartige Objekte der Stadtgeschichte, beispielsweise das mittelalterliche Stadtsiegel, den Verbundbrief und das älteste aus Köln stammende Automobil, Teile des Ratssilbers, Zeugnisse der Industriegeschichte und der Glaubenswelten, die in Köln zuhause waren und sind. Ergänzt werden diese bedeutenden Exponate durch digitale und mediale Zugänge. Die Präsentation wird den Besucherinnen auf Deutsch, Englisch und in einfacher Sprache erschlossen sowie für Menschen mit Beeinträchtigungen barrierefrei aufbereitet.
Nach der eher klassischen Präsentation im Zeughaus wird die Stadtgeschichte Kölns jetzt leicht, modern und partizipativ vermittelt. Die neue Herangehensweise an die Vergangenheit zeigt sich an der mutigen thematischen Ausrichtung und wird ästhetisch durch die farbenrei-che, innovative Inszenierung unterstrichen. Im neuen Museum kommen zudem auch die Kölnerinnen selbst zu Wort. Aktuelle Themen zu Gegenwart und Zukunft finden jetzt regelmäßig ihren Platz im Kölnischen Stadtmuseum.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Das Kölnische Stadtmuseum ist eines der größten stadthistorischen Museen Deutschlands und muss auch international den Vergleich mit großen Stadtmuseen nicht scheuen. Auf Besucherinnen und Besucher wartet hier ein ganz besonderes Museumserlebnis. Das moderne Ausstellungskonzept knüpft an die Erfahrungswelten des Publikums an und präsentiert Stadtgeschichte neu und zeitgemäß.“
Stefan Charles, Beigeordneter für Kunst und Kultur: „Diese neue, zukunftsorientierte Inszenierung unterstreicht Kölns Ruf als innovative Kulturstadt. Mit dieser Ausstellung werden wir neue Räume für die Kultur erobern. Wir gehen mit dem Museum bewusst ins Zentrum von Köln, um einen Dritten Ort für alle Menschen in der Stadt zu schaffen. Das ist eine große Herausforderung, auf die sich das Stadtmuseum aber intensiv vorbereitet hat.“
Für das Museumsteam war es eine besondere Herausforderung, die Stadtgeschichte in einem ehemaligen Kaufhaus in Szene zu setzen – aber zugleich auch eine große Chance. „Wir schlagen hier ein ganz neues Kapitel auf“, freut sich Museumsdirektor Dr. Matthias Hamann auf die Eröffnung. „Mit dem ungewöhnlichen Ort, dem überraschenden Ausstellungskonzept und der modernen Szenografie, wird die neue Dauerausstellung auch überregional für Aufmerksamkeit sorgen.“
Das Gebäude mit seinen fünf Halbgeschossen macht das offene Ausstellungskonzept auf besondere Weise erlebbar. Von der zentralen Rundtreppe, die alle Etagen miteinander verbindet, ergeben sich räumlich und inhaltlich immer neue Perspektiven.
Wer mit der Kölner Geschichte noch nicht vertraut ist, erhält zu Beginn einen schnellen Überblick. Am Beginn des Ausstellungsrundgangs erzählen herausragende Objekte der Sammlung und besondere Leihgaben kurz und kompakt die wichtigsten Entwicklungen – von der römischen Kolonie über die mittelalterliche Handelsmetropole, die preußische Garnisonsstadt bis hin zum Medienhotspot und zu aktuellen Ereignissen unserer Tage. Im Zentrum steht das berühmte Stadtmodell von Köln im Jahr 1571, das dank moderner Augmented Reality-Technik zu neuem Leben erweckt wird.
Acht epochenübergreifende Frageräume bilden den Kern der innovativen Präsentation. Das Museum erschließt die Geschichte der Stadt anhand zentraler menschlicher Emotionen: Liebe, Lust, Wut, Angst, Hoffnung, Bewegung, Glaube und Verbindung. Mit Fragen wie „Was lieben wir?“ oder „Was macht uns wütend?“ und ausgewählten Objekten, werden Vergangenheit und Gegenwart Kölns ergründet und unerwartete, sehr persönliche Zugänge zur Stadtgeschichte erschaffen – eine emotionale Zeitreise mit vielen überraschenden Antworten. Spannende und zum Teil unbekannte Geschichten stehen so nebeneinander – und mittelalterliche Objekte neben modernen. Dieser epochenübergreifende Dialog vermittelt die großen Entwicklungslinien und Widersprüche der Stadtgeschichte und schlägt Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die Fragen werden dabei breit gedacht: Im Raum „Woran glauben wir?“ werden nicht nur Themen wie Religion und Ideologie behandelt, sondern auch Geld und Fußball. Der Raum „Was macht uns Angst?“ schlägt einen Bogen von Kriegen und der NS-Zeit bis hin zu Ereignissen der jüngeren Vergangenheit wie dem Attentat in der Keupstraße. Und im Frageraum „Worauf haben wir Lust?“ wird nicht nur das Thema Sexualität in unterschiedlichen Jahrhunderten in den Blick genommen, sondern beispielsweise auch die Geschichte der Kölner Unterhaltung, vom mittelalterlichen Tanzbären in der Altstadt bis zur Clubkultur in den Industriebrachen der späten 1980er-Jahre.
Ergänzt werden die Frageräume durch partizipativ entwickelte Einheiten, die in Zusammenarbeit mit Kölner Bürger*innen entstanden. Sie hatten die Möglichkeit, persönliche Objekte einzubringen, die für die jeweilige Emotion stehen. Auf dieser Grundlage hat das Kuratoren-Team Verbindungen der Kölner Bevölkerung zu den jeweiligen Fragen herausgearbeitet – für die Ausstellungsmacher ein wesentlicher Beitrag, um die Museumsperspektive zu erweitern und breiter zu denken.
Ballast abwerfen und neues Denken zulassen, dies zeichnet auch die szenografische Umsetzung aus. Den Entwurf für das attraktive, innovative Ausstellungsdesign lieferte das international renommierte Gestaltungsbüro „neo.studio neumann schneider architekten“ aus Berlin. Gezielt eingesetzte Farb- und Oberflächengestaltung sowie Lichtinszenierungen, gepaart mit interaktiven medialen Vermittlungselementen, lassen das Publikum in ganz unterschiedliche Welten eintauchen.
Ein Stadtmuseum für alle
Bei der Neukonzeption der Dauerausstellung waren Inklusion und Barrierefreiheit zentrale Ziele. Sowohl bei der räumlichen Gestaltung als auch bei der inhaltlichen Vermittlung orientierte sich das Museumsteam dabei an zeitgemäßen Standards, um allen Menschen einen unvergesslichen Museumsbesuch zu ermöglichen. Die Ausstellungsbereiche sind durchweg barrierefrei erreichbar. Blinde und sehbeeinträchtigte Personen werden über eine Blindenspur zu wichtigen Objekten und Inhalten geführt. Bei einigen ausgewählten Exponaten gilt für sehbeeinträchtigte Menschen explizit: „Anfassen erlaubt!“ Darüber hinaus wurden für Besucher*innen mit Seheinschränkungen zahlreiche „Hands-on“-Stationen konzipiert. Alle Haupttexte in der Ausstellung sind zusätzlich in Braille-Schrift angelegt. Darüber hinaus gibt es taktile Grafiken; auch das beliebte Stadtmodell macht mit einem haptischen Vermittlungselement die Topografie des mittelalterlichen Köln erlebbar. Der MultiMedia-Guide bietet zahlreiche weitere barrierefreie Funktionen.
Das neue Kölnische Stadtmuseum ist ein partizipatives Haus, nicht nur bei der Konzeption der Ausstellung. Die Besucherinnen können sich aktiv einbringen und ihre Meinungen, Wünsche und Kommentare hinterlassen. Viele Installationen in den Ausstellungsbereichen laden digital und analog ein, zu spielen, zu kommentieren oder sich miteinander auszutauschen.
Im frei zugänglichen Foyer bietet der sogenannte „Open Space“ den Besucherinnen die Möglichkeit, sich immer wieder aktuell mit wichtigen Gegenwartsthemen und Zukunftsfragen zu beschäftigen. Die wechselnden Präsentationen wird das Museum gemeinsam mit Partner*innen aus der Stadtgesellschaft, zum Beispiel Künstlerinnen, Vereinen, Firmen, Institutionen und Initiativen erarbeiten. Die erste Bespielung des „Open Space“ ist für Sommer 2024 geplant.
Führungen und Schulprogramme
Passend zur Ausstellung wurde ein umfangreiches Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm erarbeitet, das für alle Interessen und Besucher*innengruppen etwas zu bieten hat. Schulklassen haben dabei verschiedene Möglichkeiten: Sie können die stadtgeschichtlichen Themen in der Ausstellung erleben, aber auch über Stadtführungen oder Outreach-programme.
Das Kölnische Stadtmuseum ist dienstags von 10 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro (ermäßigt 3 Euro). «
Quelle: Pressemitteilung Kölnisches Stadtmuseum vom 22. März 2024