Veröffentlicht am: 10.12.2025 um 17:11 Uhr:
ca. 2 Minute(n) Lesezeit
Wissen: Wo gibt es eine Friedhofsinsel?
» Die einzigartige Lagunenstadt Venedig hat einen ebenso einzigartigen Friedhof. Unweit der Glasbläserinsel Murano finden seit dem 18. Jahrhundert auf San Michele nicht nur Einheimische verschiedener Konfessionen ihre letzte Ruhe. Berühmt ist der Gottesacker für die vielen Kunstschaffenden, die sich hier bestatten ließen, darunter Komponist Igor Strawinsky († 1971).
Zahlreiche historische Gräber, alte Zypressen und versteckte Pfade verleihen San Michele morbiden Charme. Ungewöhnlich ist nicht nur die Funktion, sondern auch die fast rechteckige Form der 17,6 Hektar großen Insel. Heute unbewohnt, war sie im 13. Jahrhundert Heimat des katholischen Eremitenordens der Kamaldulenser. An ihn erinnern ein Klosterkreuzgang und unzählige Weinstöcke, die vom Verein "La laguna nel bicchiere" ("Die Lagune im Glas") gepflegt werden.
Die Klosterruine ist nicht das einzige Bauwerk auf San Michele. Der venezianische Architekt Mauro Codussi errichtete ab 1469 die Renaissancekirche San Michele in Isola, Kollege Guglielmo Bergamasco um 1530 die sechseckige Cappella Emiliana.
Die Geschichte des Friedhofs beginnt 1804 mit einem Erlass des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte. In einem Edikt wies er die Stadt Venedig an, künftig alle Toten auf der Insel San Cristoforo della Pace zu bestatten. Nach Vereinigung von San Michele und San Cristoforo 1837 durch Aufschüttungen entstand ein ummauerter Zentralfriedhof, der seither mehrfach erweitert wurde, zuletzt 1998. «
Quelle: Angela Zierow in der HÖRZU vom 25. Oktober 2024