Veröffentlicht am: 11.01.2025 um 15:30 Uhr:

Wissen: Was macht ein Wildheuer?

Arbeit am Abgrund: Warum das gefahrvolle Bewirtschaften der Hänge so wichtig ist für Mensch und Natur...

» Wer Nervenkitzel, Frischluft und Muskeltraining sucht, muss nicht über den Atlantik rudern oder zu Fuß durch die Sahara. Er könnte auch einem alten Handwerk in den Alpen nachgehen: dem Wildheuen.

Ein Wildheuer mäht steile, hoch gelegene Wiesen, die von den Weidetieren nicht selbst erreicht werden können. Mal übernimmt ein Almbauer den heiklen Job, mal organisiert ihn die Gemeinde. Die Ernte am Hang verlangt Erfahrung, Kraft und Konzentration, ist schweißtreibend und gefährlich. Mit der Sense werden die Halme gekappt, mit dem Rechen geharkt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Traditionell zeiht man das Heu in Netzen an eigens gespannten Seilen ins Tal. Die Ballen wiegen 50 Kilo und mehr. Am schnellsten geht es per Luftpost: Mancherorts nimmt ein Helikopter das Heu an den Haken.

Früher war die Mahd der Steilhänge lebensnotwendig, weil das Wildheu das Vieh über den Winter brachte. Heute ist Heu überall erhältlich. Aber die Plackerei lohnt dennoch. Auf den entlegenen Wiesen gedeihen zahlreiche Wildblumen und Kräuter. Ihr Heu ist nahrhaft und gesund. Die Milch mit Wildheu gefütterter Kühe schmeckt anders. Außerdem gibt es auf den knapp gehaltenen Wiesen weniger Erosion und Lawinen. Wildheuen stärkt die Artenvielfalt, das Tierwohl und den Lawinenschutz - und wird besonders in der Schweiz als Kulturgut gepflegt. In einigen Kantonen gibt es sogar Einsteigerkurse für freiwillige Helfer - Fitness und Trittsicherheit erwünscht. «


Quelle: Dago Weychardt in der HÖRZU vom 12. März 2021

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