Veröffentlicht am: 31.03.2024 um 18:09 Uhr:
Wissen: Warum wird der Feldhase auch Meister Lampe genannt?
» Sie heißen Reineke, Petz, Lampe. Tiere haben in Fabeln, Sagen und Märchen oft menschliche Namen und Eigenschaften. Petz ist eine Koseform von Bernhard, Reineke eine Variante von Reinhard, Lampe geht auf den altdeutschen Vornamen Lamprecht zurück. Reineke Fuchs ist gerissen, Petz, der Bär, ein gemütlicher Gesell, und Meister Lampe, der Hase, stets auf der Hut. Auch in dem niederdeutschen Tierepos „Reynke de vos“, im Jahr 1498 in Lübeck gedruckt, wird „Lampen“ bereits erwähnt. Zudem hat eine anatomische Besonderheit den Namen gefördert: Hasen haben am Bauch und am Stummelschwänzchen weißes Fell, das Jäger „Lampe“ nennen. Wenn ein Hase hoppelnd flieht, flackert der helle Fleck hinten wie eine kleine Leuchte.
Doch macht der ansonsten gut getarnte Hase auf der Flucht vor Fuchs oder Wolf so nicht auf sich aufmerksam? Diese Frage stellte sich der Göttinger Evolutionsbiologe Prof. Dirk Semmann: „Ein Signal für die Partnerwahl kann der weiße Fleck nicht sein, denn Männchen und Weibchen haben ihn beide.“ Er untersuchte das Phänomen mit menschlichen Probanden, die in einem Videospiel digitale Hasen verfolgen sollten. Im Versuch gab es Langohren mit weißem Fleck und Exemplare ohne. Das Ergebnis überrascht: Die Teilnehmer konnten Tiere mit Fleck schlechter verfolgen. Grund: „Das Gehirn macht es sich einfach. Es fokussiert den Farbfleck, der sich rhythmisch bewegt“, so Semmann. „Wenn der Hase aber einen Haken schlägt, verschwindet der Punkt kurz, das Gehirn des Jägers muss sich neu orientieren. Durch die Irritation gewinnt der Hase Zeit.“ Nur einen kurzen Moment - aber der entscheidet oft über Leben und Tod. «
Quelle: Dago Weychardt in der HÖRZU vom 8. April 2022