Veröffentlicht am: 02.04.2024 um 07:25 Uhr:
Fotografie: Bye-bye, Bilder!
» Bildernetzwerke können großartig und extrem praktisch sein. Du lädst dort deine Fotos hoch, entscheidest, welches du öffentlich zugänglich machen möchtest und hast fortan überall und jederzeit Zugang. Besser noch: Während du zuhause schläfst, laden sich all deine neuen Aufnahmen per WLAN automatisch ins Netz. 2004, als die Bilder-Plattform Flickr gegründet wurde, war die Fotowelt noch voller Versprechen und dieses Versprechen war natürlich gebührenfrei. Denn Flickr war gierig nach Fotos und neuen Kunden. Bereits 2005 wurde die US-Firma von Yahoo gekauft und war längst das nächste große Ding nach der bahnbrechenden Sharing-Plattform fotolog. Erste Bilder hatte auch ich damals bereits bei Flickr eingespeist. Nun lagerten meine Fotos also auf zwei Plattformen. Die Mühe, meine alten Bilder von fotolog zu transferieren, machte ich mir nie. Ein kleiner Teil meiner internationalen „Community“ zog damals ebenfalls zu Flickr, mancher andere gewachsene Kontakt verlor sich. Über die Jahre gesellten sich noch Fotoforen wie Facebook, Pinterest und Instagram dazu. Und jeder kontaktfreudige Fotograf stand wie ich erneut vor Grundsatzentscheidungen: Bleibe ich auf meiner Plattform, steige ich anderswo ein — und wenn ja, warum? Sollen und müssen wir wirklich als Fotopendler zwischen den eigenen Bildarchiven surfen? Manchmal haben allein wirtschaftliche Entscheidungen Einfluss auf die Zukunft unserer Bilder im Netz. Im April 2018 kaufte beispielsweise SmugMug Flickr und beschloss, die Gebührenordnung für dort geparkte Fotos gründlich zu ändern. Flickr, mittlerweile wirtschaftlich angeschlagen, kündigte an, seinen beliebten Terabyte-Gratisspeicherplatz aufzulösen. Alle Aufnahmen, die das festgelegte Limit von 1000 Fotos überschreiten, sollen ab dem 12. März gelöscht werden (die Frist könnte eventuell noch verlängert werden). Insbesondere Mitglieder, die seit den Anfangstagen dabei sind, verlieren damit unzählige ihrer hier gespeicherten Aufnahmen. Oder sie sind bereit, Nutzergebühren zu zahlen. Gratis-Speicherplätze sind eben oft nur eine schöne Idee der Gründergeneration. «
Quelle: fotoMAGAZIN 04/2019