Veröffentlicht am: 26.09.2024 um 16:12 Uhr:
Fotografie: Bilder-Transfer
» Die Schenkung sei der ehrwürdigen Bayerischen Staatsbibliothek durchaus gegönnt. Anfang August hat sie das mehr als 15 Millionen Fotos umfassende analoge Bildarchiv der Zeitschrift Stern erhalten. Negative, Dias, Papierabzüge, die in 2200 Leitz-Ordnern sortiert 181 Meter Regalfläche füllen. Acht vollgepackte LKWs hatten sich auf den Weg von Hamburg nach München gemacht und dort die Fotos aus dem Gruner + Jahr Verlag abgeladen. Hier liegen sie in einem Außenmagazin der Bibliothek - Welt- und Zeitgeschichte von 1949 bis 2001, aufgenommen von einigen der besten Bildjournalisten der Republik. Jetzt sollen die Nutzungsrechte der Fotos geklärt und anschließend die Bilder der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich gemacht werden. Mit dem Erwerb der Fotografien besitzt die Bibliothek eines der größten öffentlichen Fotoarchive im deutschsprachigen Raum. "Bei ihr sind die Bilder in allerbesten Händen", versicherte Stern-Publisher Frank Thomsen am Tag der Übergabe. Und dennoch stellt sich die Frage: Warum hat sich eigentlich in Hamburg keine Institution gefunden, die diesen Bilderschatz in der Hansestadt belassen hätte?
Natürlich haben die Verantwortlichen beim Stern zunächst Gespräche mit dem Hamburger Kultursenator geführt. Sie waren gewillt, das Archiv im Norden zu belassen. Letztlich fand sich dort jedoch keine Institution, die bei der Digitalisierung des Bildbestandes mit den technischen Möglichkeiten der Bayerischen Staatsbibliothek hätte mithalten können. Das Versprechen, die vielen Werke aus der großen Zeit des Bildjournalismus zu scannen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gab den Anstoß für den Umzug nach München. Der kulturhistorisch unschätzbar wertvolle Bilderberg aus der Stern-Redaktion ist bereits jetzt verschlagwortet und katalogisiert. Die Medienstadt Hamburg trauert den analogen Schätzen hinterher. Es ist ein wenig, als hätte jemand das Tafelsilber einer stattlichen Erbschaft den besser organisierten, betuchten Nachbarn überlassen, die versprachen, es zu polieren und öfter beim Dinner mit ihren Gästen aufzutischen. «
Quelle: fotoMAGAZIN 10/2019