Veröffentlicht am: 24.12.2024 um 00:20 Uhr:
Wissen: Gibt es noch Wanderschäfer?
» Einmal im Jahr macht sich Knut Kucznik mit seinen Schafen auf den Weg nach Berlin, um in der Hauptstadt auf seinen Berufsstand und dessen Probleme aufmerksam zu machen. Dabei geht es dem Schäfer aus Brandenburg nicht nur um wirtschaftliche Interessen, auch wenn das schon Grund genug wäre. Während die Zahl der Hobbyschäfer steigt, gibt es weniger als tausend Schäfer und Schäferinnen, die von ihrem Beruf hierzulande leben können. und Wanderschäfer gibt es deutlich weniger, sie sind eine sehr stark bedrohte Art. Kucznik hat auch ein ökologisches Anliegen. Denn die Hirten und ihre Schafe tragen zum Gleichgewicht in der heimischen Natur bei. Indem sie Weiden abfressen, verteilen die Tiere Pflanzensamen. Ihr Kot ist zudem ein nährstoffreicher Dünger.
Als Landschaftspfleger verdienen Hirten mit einer vom Bund, Ländern und der EU bezahlten Weideprämie mehr Geld als mit dem Verkauf von Schafen oder Wolle, was völlig unrentabel geworden ist und nicht zum Überleben reicht. Doch das Weideland wird immer weniger, und damit sinken auch die Verdienstmöglichkeiten. Nach den Wintermonaten, in denen Knut Kucznik mit seinen beinahe 500 Tieren samt Hütehunden über offene Felder zieht, beginnt im April die Lämmerzeit. Der Terminplan ist eng getaktet: Geburtenplanung, Züchterauktionen, Schafschur und Wollvermarktung. Außerdem züchtet Kucznik Herdenschutzhunde, die seine Schafe gegen Angreifer im wolfreichsten Bundesland Brandenburg schützen.
Es ist kein leichter Beruf. Bei Wind und Wetter, an Sonn- und Feiertagen draußen, dafür wenig Geld: Kein Wunder, dass der Nachwuchs ausbleibt. «
Quelle: Thomas Kunze in der HÖRZU vom 26. März 2021