Veröffentlicht am: 14.04.2023 um 21:59 Uhr:
Fotografie: Blusen für Bunnys
» 62 Jahre nach seiner Gründung und nach hunderten Akt-Sitzungen mit hübschen Playmates (zu deutsch: Spielgesellinnen) entdeckt der Playboy jetzt tatsächlich noch seine Vorliebe für die Damenoberbekleidung. Ab März 2016 sollen sich in der US-Ausgabe des Herrenmagazins keine Nackedeis mehr räkeln. Schluss mit der Weichzeichner-Erotik und der weiblichen Freikörperkultur! Busen-Boykott!! Was Facebook kann, das soll auch die Zentralstelle der amerikanischen Aktfotografie können. Künftig zieht man die perfekt geformte Traumfrau beim Playboy eben an, nicht aus. Die Kernkompetenz dieser Zeitschrift lag ja ohnehin schon immer im Journalismus und bei tollen Interviews. Zwinker, zwinker. Schon klar. Der Grund für das radikale Umdenken in Sachen Schlüsselreiz-Fotografie ist nicht etwa plötzliche Prüderie oder der Gedanke, derlei Bildmaterial könne als sexistisch empfunden werden. Natürlich wird hier nicht wie beispielsweise bei Facebook und Istagram Nacktheit zensiert. Hugh Hefners Mannen reagieren einfach auf den heutigen Bildermarkt. Das Internetzeitalter befriedigt die Lust der Voyeure längst gratis und anonym. Jede Art von Sex sei heute im Web nur einen Mausklick entfernt - und kostenlos, erklärte Playboy-Chef Scott Flanders im Oktober der New York Times. Ästhetisch war die Aktfotografie der Bunny-Portfolios ohnehin schon lange im Look der späten Achtzigerjahre verhaftet geblieben. Online verzichtet der US-Playboy übrigens schon seit August 2014 auf seine Nackten. In der Folge soll sich im Web das Durchschnittsalter der Leser von 47 auf 30 verjüngt haben. Jetzt hofft man also, mit bekleideten Playmates auch jüngere Zeitschriftenleser zu erreichen.
In Deutschland will man von der der neuen Kleiderordnung allerdings nichts wissen. Unmittelbar nach Bekanntgabe des US-Verzichts auf Nackedeis meldete sich der deutsche Playboy-Chef Florian Boitin zu Wort. Er will weiter Aktfotos in seinem Magazin zeigen. Vielleicht ist man hierzulande einfach ein wenig verunsichert. Einen zwischenzeitlichen Abschied von Busen-Bildern gab es selbst bei Europas legendärem Pin-up-Kalender von Pirelli. Letztlich hat man sich dort immer wieder für pralle Erotik entschieden. «
Quelle: Kolumne "Zollners Zeilen" im fotoMagazin 12/2015