Veröffentlicht am: 24.03.2025 um 18:35 Uhr:
Fotografie: Warten auf Gimbals
» Gimbals haben gemeinhin den Ruf, stabilisierend auf die Bildqualität zu wirken. Mein Bild der nächsten Generation von Schwebestativen für Smartphones ist allerdings in jüngster Zeit ein wenig ins Wanken geraten. Dabei hatte im Sommer 2017 alles so vielversprechend begonnen. Am Anfang stand ein gut gemachter Werbeclip auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Ein norwegischer Jungunternehmer stellte hier sein neues Stativprojekt mit kardanischer Aufhängung und Action Tracking vor, das Filmclips ermöglichen soll, in denen mir Actionszenen künftig verwacklungsfrei auf Hollywood-Niveau gelingen. Der Werbeerfolg ließ nicht lange auf sich warten. Die professionell organisierte Kickstarter-Kampagne spülte binnen 50 Tagen 1,3 Millionen US-Dollar in die Kassen der Firma und überzeugte auch mich. Ich investierte. Laut Ankündigung sollte mein Gimbal Ende November produziert werden. Um es kurz zu machen: Ich warte noch immer auf mein Stativ. Zuletzt hieß es gegen Jahresanfang, es gäbe Verzögerungen bei der Auslieferung, zudem sei damit zu rechnen, dass die Produktionsstätte in Shenzhen wegen des kommenden chinesischen Neujahrsfestes einen Großteil des Monats Februar geschlossen bleibe. Aus diesem Grunde würde mein Stativ erst im März ausgeliefert werden. Ist das das Ende der Geschichte? Von der alljährlich auftretenden Feierlust in China, derzufolge wochenlang die Arbeit niedergelegt würde, hatte ich noch nie gehört. Noch beunruhigender finde ich, dass dies nun bereits die dritte spontane Lieferterminverschiebung ist. Offenbart dies doch tiefgreifende Planungsschwierigkeiten und berührt das Grundproblem eines jeden Crowdfunding-Projektes. Denn als Geldgeber setze ich hier auf ein neu zu produzierendes Produkt. Mein Wissen über die technische Qualität dieses Produktes bleibt letztlich ähnlich begrenzt. Ich kann nur hoffen, dass mein Vertrauensvorschuss gerechtfertigt ist. Natürlich tröstet mich der PR-Talk der aufmunternden Info-Mails längst nicht mehr, die mich in Monatsabständen vom Hersteller erreichen. Meine nächsten Hightech-Gadgets werde ich nach Sichtung im Fotofachhandel kaufen. «
Quelle: Kolumne "Zollners Zeilen" im fotoMAGAZIN 3/2018