Veröffentlicht am: 17.08.2022 um 15:05 Uhr:
Wissen: Wann wurde Deutschlands erster Nationalpark gegründet?
» Der Wind flüstert in den Baumwipfeln, im Unterholz ächzen leise Stämme, ein Auerhahn flattert auf. Ansonsten: Stille. Absolute Stille. Wie ein unberührtes Idyll präsentiert sich der Bayerische Wald. Seit nunmehr einem halben Jahrhundert zeigt sich der älteste der insgesamt 16 Nationalparks in Deutschland von seiner "wilden" Seite. Das Ziel lautet: "Natur Natur sein lassen!" So hat es der erste Leiter des Parks, Hans Bibelriether, bei der Gründung am 7. Oktober 1970 feierlich proklamiert.
Mehr als 72 Prozent des inzwischen 24.250 Hektar großen Gebiets, das sich an der Grenze zu Tschechien entlangschlängelt, werden von menschlichen Eingriffen verschont. Das heißt: Wenn etwa Bäume durch Stürme umstürzen oder durch Krankheiten absterben, bleibt das tote Holz einfach liegen. Denn das ist gut für das Ökosystem Wald. "ein Motor für die Biodiversität", sagt Dr. Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung. Tausende Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Flechten nutzen das Totholz. Für manche von ihnen seien Nationalparks daher oft "letzte Rückzugsmöglichkeiten", so Leibl. Und tatsächlich: Im Nationalpark tummeln sich Dutzende seltener Tiere. Hier balzen Auerhähne um die Wette, Luchse streifen auf leisen Pfoten durch den Wald, Wölfe jagen im Dickicht. In den Gewässern schwimmen Fischotter, Biber bauen ihre Burgen, und rare Käfer tauchen auf, die als sogenannte "Urwaldrelikte" gelten.
Nicht nur wegen dieser Vielfalt blickt Dr. Leibl optimistisch in die Zukunft: "Die Natur wird sich ihr Reich Jahr für Jahr mehr zurückerobern. Den Nationalpark gibt es erst seit 50 Jahren - für Menschen eine beachtliche Zeitspanne, für die Natur nur ein Wimpernschlag." «
Quelle: ohanna Wagner in der HÖRZU vom 25. September 2020