Veröffentlicht am: 22.09.2022 um 22:36 Uhr:
Wissen: Was sind die "Einhörner des Meeres"?
» Das Mehr war immer schon ein Ort der Mysterien. Viele Seefahrer vergangener Zeiten glaubten an Kreaturen wie riesige Kraken, Nixen oder die Wasserschlange Hydra. Es gibt allerdings auch Geschöpfe, die märchenhaft anmuten, jedoch völlig real sind. So wie der Narwahl. Das Säugetier aus der Arktis trägt den Spitznamen "Einhorn der Meere". Dabei ist seine bis zu drei Meter lange "Lanze" gar kein Horn, sondern ein riesiger Zahn, der allerdings nur den männlichen Tieren wächst.
"Sehr wahrscheinlich ist der Zahn das Ergebnis der Geschlechterselektion", sagt Prof. Thomas Kaiser, Leiter der Abteilung Mammalogie am Hamburger Centrum für Naturkunde. "Die Weibchen wählen ihren Partner anhand der Größe des Zahns aus." Prinzipiell gelte: Der große Zahn macht Narwahlbullen unbeweglicher und kostet Energie. "Sieht also ein Weibchen ein Männchen mit einem besonders langen Zahn, signalisiert ihr das: 'Dieser Mann ist so überlebenstüchtig - er kann sich sogar trotz dieses Handicaps behaupten!'" Forscher haben Szenen beobachten können, bei denen Männchen zum Größenvergleich ihrer Zähne zusammenkommen oder sogar miteinander kämpfen.
Der gefährlichere Feind ist allerdings der Mensch: Die von ihm verursachte Klimaerwärmung bedroht den Narwal ebenso sehr wie die Schifffahrt, die im Sommer immer weiter nach Norden vordringt. Traditionell dürfen nur die Inuit Narwale fangen. Dennoch musste die Jagd ab 2019 in Grönland durch Fangquoten streng reglementiert werden. Könnte der Narwal tatsächlich zu einer Kreatur werden, die man nur noch aus Erzählungen kennt? Ein Schreckensszenario! «
Quelle: Michael Tokarski in der HÖRZU vom 10. Dezember 2020