Veröffentlicht am: 01.11.2024 um 12:32 Uhr:

Fotografie: Besprühte Körper

Die Zeiten von Airbrush-Art auf Busen und Pobacken scheinen vorbei. Körperbild-Gelegenheitsknipser werden nun wohl neue Motive suchen müssen...

» Was wurde eigentlich aus dem guten alten Bodypainting? Sie wissen schon: diese lustig-bunt besprühten Körper zeigefreudiger Schönheiten, denen irgendein Typ erzählt hatte, ihr Exhibitionismus diene gänzlich hehren Kunstzwecken. Und damit die lechzenden Gaffer beim Public (Body) Viewing auf Messen oder andernorts sich auch mal als halbe Helmut Newtons fühlen konnten, durften sie ein paar Bildchen von den besprühten Busen knipsen; hormonell berauscht von den edlen Freikörperposen jener besprühten Schönheiten, die ihren Piz Buin-Körper nun endlich mal ganz anders glänzen lassen konnten. Und all die körpernahen TV-Sendeformate bekamen in herrlicher Symbiose nun neue, nackige Sendeminuten. Klar, ein schöner Körper ist an sich schon mal "bildschön", doch ob daraus schöne Bilder werden, hängt eben doch von anderen Faktoren ab. Unbestrittener Vorteil der lange beliebten Airbrusch-Aktionen: Unschöne Arschgeweih-Tattoos wurden zumindest für ein paar Stunden vollflächig mit einer dicken Farbschicht abgedeckt. Im günstigsten Fall soll bei dem Striptease mit anschließender Sprühbemalung sogar mal etwas mit eine kunstähnlichen Ansatz entstanden sein - meist fern jener Nymphchen-Events für Schaulustige und mit einem Fokus, der in jener Transformation zum zweidimensionalen Bild unsere Sinneswahrnehmung irre führte. Im Sommer 2013 diskutiert und flucht hingegen nicht nur Großbritannien heftig über die Pornographisierung des Alltags. Und hierzulande tauchen Grafitti wieder eher an Hauswänden auf, als auf der Hausfrau. Die kann man ja auch nett fotografieren - fragen Sie dazu einfach mal ein paar Berliner Mauerrest-Touristen. Die Airbrush-Artisten hingegen widmen sich wohl wieder verstärkt Kühlerhauben anstelle der zugegeben attraktiveren Pobacken-Bemalung. Oder hat sich die Szene etwa heimlich ins Nagelstudio von nebenan verlagert? Wurde aus dem großflächigen Körperbild in Wahrheit ein Fingernagelmotiv en miniature? Wenn sich da nicht plötzlich völlig neue Welten für die Nagelfotografie mit dem Makro öffnen! «


Quelle: Kolumne "Zollners Zeilen" im fotoMAGAZIN 10/2013

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