Veröffentlicht am: 16.07.2024 um 06:53 Uhr:
Fotografie: Triebtäter
» Der Skandal um den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein zeigt in der Fotoszene Folgen. Natürlich sind derartige Vorfälle auch hier bekannt. Sexuelle Belästigung und Übergriffe von Fotografen machen in einer Branche, in der Sex-Appeal und Verführung in Bildern verkauft wird, vielleicht sogar noch schneller Models zu Opfern. Im Mittelpunkt der öffentlichen Entrüstung steht nun der Modefotograf Terry Richardson. Endlich! Bereits seit 2001 wurde in den Medien immer wieder über Terrys exhibitionistische Neigungen und derbste Annäherungsversuche am Set berichtet. Der Mann, der den Porn-Chic für die Hochglanzseiten der Fashionszene adaptierte, schaffte es tatsächlich, dass es selbst Museumskuratoren cool fanden, wenn er sich beim Sex mit Models ablichtete.
Die Frage muss berechtigt sein, wann ein vermeintliches Mode-Setting mit realen und gespielten Sexszenen in die Nähe zur sexuellen Nötigung kommt. Wieso schickten einige der bekanntesten Modelagenturen der Welt bereitwillig ihre Mädchen zu Terrys verrufenen Castings? Weil es dieser Mann verstand, sich mit den Reichen und Mächtigen zu umgeben. Richardsons enge Kontakte zu dem Verlagshaus Condé Nast wurden jetzt jedenfalls abgebrochen. Der britische Telegraph berichtet von einer internen Condé Nast-Mitteilung, nach der die Zeitschriften des Hauses künftig nicht mehr mit dem Amerikaner arbeiten dürfen.
Zu den Flaggschiffen von Condé Nast gehören die „Vogue“, „GQ“ und „Vanity Fair“. „Uncle Terry“ (Richardsons Spitzname) wehrt sich indessen auf der Website der Huffington Post mit einem Statement, in dem er frech kundtut, nur mit volljährigen Frauen gearbeitet zu haben und stets eine schriftliche Einwilligung des Models eingeholt zu haben. In einem Klima, in dem der bekannte Triebtäter zum Superstar hochgejazzt wurde, dürfte es seinen Opfern schwer gefallen sein, gegen das Gesetz der „Omerta“ anzugehen. Nun brechen die Opfer ihr Schweigen. Unter dem Hashtag #My-JobShouldNotIncludeAbuse berichten Models im Web von ihren Erfahrungen. «
Quelle: Kolumne "Zollners Zeilen" im fotoMAGAZIN 1/2018