Veröffentlicht am: 09.01.2022 um 19:28 Uhr:
Wissen: Welche Krokodile sind orange?
» An den Stumpfkrokodilen Gabuns ist eigentlich nichts Besonderes. Sie haben einen grün-rauen Hautton, waten durch Tümpel und lauern dort auf Beute. Alles typisch für ihre Art. Vielleicht sind sie mit 1,50 Metern Länge etwas kleiner als ihre Verwandten. Und doch gibt es unter ihnen Exemplare, die anders sind als die anderen.
Diese Entdeckung machen Wissenschaftler 2010: Der Forscher Olivier Testa erkundet damals eine Höhle in Gabun. Es ist dunkel und feucht, der Boden voll Guano, stinkendem Fledermauskot. Ein unwirtlicher Ort. Plötzlich auch ein gefährlicher: "Auf einmal sah ich zwei riesige Augen, die sich im Strahl meiner Taschenlampe spiegelten. Als ich mich vorwärts bewegte, wurde mir klar, dass es sich um ein altes Krokodil handelte. Wir starrten uns gegenseitig an. Was sollte ich tun?"
Testa verlässt die Höhle. Doch sein Fund lässt ihn nicht los: Was macht ein Krokodil dort unten? Sind mehr Exemplare da? Mit einem Team kehrt er zurück und stellt fest: Tatsächlich hausen in der Höhle mehrere Stumpfkrokodile. Alle weisen ungewöhnliche orangefarbene Hautpartien auf. Woher das kommt, können die Forscher noch nicht fundiert erklären, aber sie haben eine Vermutung: Die Höhle bietet den Reptilien Schutz vor Witterung und Feinden. Attraktiv ist auch das reichliche Nahrungsangebot: Fledermäuse. Für die Hautfarbe könnten deren Exkremente verantwortlich sein: Vermutlich wirkt Guano wie ein Beizmittel auf die Haut der Reptilien. Das würde auch bedeuten: Je länger sie in der Höhle leben, desto farbenfroher sind sie. Schade, dass das in der Dunkelheit der Unterwelt so wenig zur Geltung kommt. «
Quelle: Johanna Wagner in der HÖRZU vom 9. Oktober 2020