Veröffentlicht am: 24.11.2024 um 22:26 Uhr:
Fotografie: Bye-Bye Supermodel!
» Mal ganz ehrlich: Super ist in dieser Branche schon lange nichts mehr. Die "Supermodels" von einst bemühen sich heute redlich, gewöhnliche Mamas zu sein, arbeiten als Unternehmerinnen oder kümmern sich gerade um die nächste Scheidung. Supermodels erlebten den größten Medienhype 1990. In den 90er-Jahren durften sie dann hübsch durch Videoclips huschen, in Hollywood blasse Filmleichen spielen und abends wilde Partys mit Rockstars feiern. Morgens, vor dem hauptberuflichen Schönsein, erschreckten sie uns manchmal mit ihren Gedanken zu jenen unglaublichen Traumgagen, die die Branche ihnen zahlte. Beautys wie Cindy Crawford, Naomi Campbell und Linda Evangelista wurden zu globalen Model-Marken der Kosmetik-Industrie. Doch irgendwann zeigte sich die Glamourbranche derart erschöpft von all der Hybris, dass plötzlich selbst der kranke "Heroin-Chic" in Modekreisen als seltsam toll empfunden wurde. Und heute?
Nun sind "Superstars" meist böse Umschreibungen jener bemitleidenswerten Medienrandfiguren, die unsere TV-Castingshows durchwandern oder öffentlich ausgestrahlte Dschungelfolter mit Publikumssympathien überstehen. Models dürfen dabei gerne mitmachen. Das Prädikat "super" dient offenbar nur noch dazu, die Fallhöhe einer Persönlichkeit größer erscheinen zu lassen.
Die gefragtesten Fotomodelle unserer Tage verzichten auf falsche Superlative. Schönheiten aus Brasilien, Russland oder sonstwo in der Welt posen weiter zu dünn, zu jung und zu uncharismatisch vor den Kameras. Ihre Namen kennen allenfalls jene Hollywood-Schauspieler, in deren Beuteschema der Modeltyp passt.
Seit Jahresbeginn geht Israels Regierung den Models direkt an den Bodymaßindex: Unter einem BMI von 18,5 darf keine mehr im Land posen.
Ist die Beauty-Branche also in der Krise? Stelzen die Topmodels von morgen am Ende noch in Normalform über den Laufsteg? Natürlich nicht. Sie werden weiter Traumfrauen sein, müssen nun aber bisweilen ein paar Pfund mehr auf die Waage bringen.
Ach ja, ein "Supermodel" scheint trotz zwischenzeitlicher Krisen unbeschadet durch die Zeitläufe gekommen zu sein - und ist dabei vor der Kamera sogar erwachsen geworden: Kate Moss inspiriert bis heute Künstler und Fotografen. Finde ich super. «
Quelle: "Zollners Kolumne" im fotoMAGAZIN 4/2013