Veröffentlicht am: 16.03.2021 um 23:28 Uhr:

Wissen: Wieso erstrahlt Sacré-Coeur in Weiß?

Bei der berühmten Kirche in Paris sorgt eine spezielle Bauweise für den edlen Farbeffekt...

» Bei klarem Himmel sieht man sie bis zu 40 Kilometer weit: Sacré-Coeur, die berühmte Kirche mit ihrer 55 Meter hohen Kuppel. Was Touristen aus aller Welt freut, ist manchen Parisern ein Dorn im Auge. Einige Einwohner von Montmartre empfinden die 1919 geweihte Wallfahrtskirche als Fremdkörper inmitten von morbid-grauen Altbauten. Wie eine kühle Sahnetorte oder ein strahlend weißes Ufo thront sie auf dem grünen Hügel des Viertels. Und tatsächlich, Patina sucht man bei dem von Architekt Paul Abadie im Jahr 1875 entworfenen Kreuzkuppelbau vergeblich. Während andere Sakralbauten mit Schattierungen von Grau, Braun oder Grün nachdunkeln, wird die im römisch-byzantinischen Stil errichtete Kirche jedes Jahr sogar noch heller.

Was ist das Geheimnis der Basilika, die auch Drehort für den Filmhit "Die fabelhafte Welt der Amélie" war? Hat Sacré-Coeur besonders eifrige Restauratoren? Oder solvente Sponsoren? Keineswegs. Das Wahrzeichen reinigt sich selbst. Zumindest sieht es so aus. Die Fassade wird immer heller, je länger sie der Witterung durch Wind, Wasser und Sonne ausgesetzt ist. Des Rätsels Lösung liegt in dem Werkstoff, den die Erbauer aus dem südlich von Paris gelegenen Ort Château Landon ankarren ließen. Denn die dort abgebauten Kalksteine verfügen quasi über einen integrierten Weißmacher: Der frostresistente Naturstein gibt unter Einfluss der Witterung seinen Kalkspat nach außen ab. Durch diesen Prozess wird der Stein immer kreidebleicher. So schafft Sacré-Coeur, was sich viele Menschen für ihr Alter erträumen: eine standfeste Hundertjährige zu sein, die von Jahr zu Jahr noch strahlender und makelloser wird. «


Quelle: Dago Weychardt in HÖRZU vom 28. Februar 2020

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