Veröffentlicht am: 19.10.2022 um 23:30 Uhr:
Wissen: Wie leicht ist der kleinste Vogel der Welt?
» Was für ein Winzling! Wer die Bienenelfe im dichten Urwald Kubas entdecken will, braucht gute Augen. Und viel Glück. Denn der kleinste Vogel der Welt wiegt gerade mal zwei Gramm und versteckt sich zwischen Lianen, Blättern und Aufsitzerpflanzen. Das Weibchen mit seinem grünblau schimmernden Obergefieder misst von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende sieben Zentimeter, das Männchen ist sogar noch kleiner. Wenn die Minikolibris köstlichen Nektar aus Blütenkelchen naschen, klingt ihr Schwirrflug wie das Summen von Insekten. Kein Wunder, dass sie als Bienenelfen oder auch als Hummelkolibris bekannt sind. Rund 80 Mal pro Sekunde schlagen ihre Flügel – für Menschen mit bloßem Auge kaum noch erkennbar. Die geschickten Flugakrobaten schwirren vorwärts, seitwärts, rückwärts und manchmal auf der Stelle. Schnelligkeit ist dabei keine Hexerei: Der ganze Körper läuft auf Hochtouren. Pro Minute atmen sie bis zu 250-mal, ihr Puls rast im Extremfall mit mehr als 1000 Schlägen in der Minute. Leben im Dauerstress! Besonders gefordert sind die Männchen, wenn die Zeit der Brautschau naht. Dem Bräutigam wachsen dann schillernd rote Federn am Kopf. Derart aufgerüscht setzt er sich auf einen hohen, kahlen Ast und schmettert ein lautes schlichtes Lied. Als Höhepunkt sta die spektakuläre Flugschau: Das Männchen rast blitzschnell etwa zehn Meter senkrecht in die Höhe, stoppt dort für ein paar Sekunden schwirrend in der Luft und wiederholt das Gleiche eine Etage höher – um am Ende in halsbrecherischem Tempo wieder abzutauchen. Je kühner die Kapriolen, desto größer die Chancen bei den Frauen.
Wie viele Bienenelfen es noch gibt, weiß niemand genau. Abgelegene Regionen auf der Karibikinsel Kuba gelten als letzter Zufluchtsort. Immerhin sind einige dieser Gebiete geschützt: Hoffnung für die Kleinsten der Kleinen. «
Quelle: Kai Riedemann in der HÖRZU vom 12. Juni 2020